Pressemitteilung

Treffpunkt Mediennachwuchs 2010







Medienpädagogik funktioniert nicht im Dreiviertel-Stunden-Takt

Der Umgang mit Medien kann nicht früh genug gelernt werden. Darüber waren sich Medienwissenschaftler und Pädagogen in einer Diskussion zum Thema „Medien(bildung) in der Schule“ beim Treffpunkt Mediennachwuchs im Rahmen des Medientreffpunkts Mitteldeutschland einig. Martina Schmerr von der Gewerkschaft GEW forderte, die materielle und auch personelle Ausstattung der Schulen zu verbessern. Man könne den Schulen nicht immer neue Aufgaben aufbürden, sondern müsse erst einmal die Voraussetzungen für Medienpädagogik schaffen. Das fange bei der technischen Ausstattung der Schulen an und setze sich in einer medienpädagogischen Aus- und Weiterbildung der Lehrer fort. Da gebe es insgesamt in Deutschland noch viel Nachholbedarf.

Für Prof. Dr. Bernd Schorb von der Universität Leipzig war ein anderer Punkt fast noch wichtiger. Es sei absurd, Medien und Wirklichkeit zu trennen. „Die Realität ist mit der Medienwelt verschmolzen und umgekehrt.“ Darauf müsse die Schule reagieren. Schorb sieht ein grundsätzliches Problem in der Struktur der Schule. Ihm geht es darum: Wie mache ich Schule. Medienpädagogik funktioniere nicht im Dreiviertel-Stunden-Takt. Gefragt seien vielmehr Kurs- und Projektarbeit und das ist für Schorb zu wenig entwickelt. Hinzu komme natürlich, dass auch die Lehrkräfte geschult werden müssten. Das müsse im Studium beginnen und als Weiterbildung andauern.

Judith Zeidler von der Thüringer Landesmedienanstalt warnte vor allzu großen Hoffnungen. „Medienpädagogik ist ein langer Prozess“. Allerdings sei Thüringen als einziges Bundesland schon weiter, denn dort gebe es mit „Medienkunde“ einen Lehrplaninhalt, der Lehrer und Schüler verpflichtet, sich mit den Medien auseinanderzusetzen. Dabei sei „Medienkunde“ ein Fach, das je nach Bedarf an andere Fächer angegliedert werden könne, um Zusammenhänge deutlich zu machen. Der Anfang von Medienpädagogik sei vielfach schon, dass der Lehrer sich einfach mal mit seinen Schülern über Medien unterhalte und rausbekomme, wie viel sie wüssten und welche Fragen sie hätten, sagte Zeidler.

Ihre Kollegin Verena Weigand von der Bayrischen Landeszentrale für neue Medien wollte bei der Diskussion um Medienpädagogik den Ball etwas flacher halten. „Ich würde um das Thema kein solches Trara machen“, so Weigand. Als Einzelfach könne sie sich Medienpädagogik nicht vorstellen. Denn viele andere Interessenvertreter wollen auch ihre Themen in der Schule platzieren. „Am Ende will der Anglerverein Angeln noch zum regulären Unterrichtsfach machen“, sagte sie unter dem Schmunzeln der Podiumsteilnehmer. Ein weiteres Problem könne sein, dass die Industrie über das Ticket „Medienpädagogik“ in die Schulen hineinkomme. Weigand plädierte stattdessen dafür, den Schülern im regulären Unterricht Medienkompetenz zu vermitteln. Dabei gehe es aber mehr darum, den Umgang mit Medien zu erlernen als ihn zu propagieren.


(zur Druckansicht)


Pressekontakt:
Thomas Köhler
Tel: 0341 – 301 81 81
Mobil: 0170 – 1759594
E-mail: koehler@s-wok.de



Arbeitsgemeinschaft Medientreffpunkt Mitteldeutschland e.V.