Pressemitteilung

Treffpunkt Mediennachwuchs 2011



Medienkompetenz brauchen alle: Eltern, Lehrer und auch die Medien selber

Leipzig, 3. Mai 2011 - "Medienkompetenz brauchen auch die Medien selber", erklärte Prof. Dr. Bernd Schorb von der Universität Leipzig am Dienstag beim Treffpunkt Mediennachwuchs im Rahmen des Medientreffpunkt Mitteldeutschland. Ein Beispiel dafür, so Schorb weiter, sei der Amoklauf von Winnenden gewesen. So habe RTL unmittelbar nach der Tat versucht herauszufinden, ob der Täter das so genannte "Ballergame" Counter Strike gespielt habe. Die Referentin für Jugendschutz und Medienpädagogik der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien, Verena Weigand, fügte hinzu, nach Ereignissen wie Amokläufen gebe es immer wieder Verbotsforderungen. Die bestehenden Gesetze reichten aber aus. "Die deutschen Anbieter müssen sich an die deutschen Regeln halten." Der Plattform-Betreiber habe natürlich eine Verantwortung. Beschimpfungen und Beleidigungen seien nicht zu tolerieren. Wenn es gar zu Gewalttaten komme, sei letztlich auch die Polizei gefragt. Man dürfe aber nicht vergessen: "Es gibt immer noch sehr viele Schüler, die sich im Netz nicht beleidigen oder beschimpfen." Letztlich seien beim Thema Medienkompetenz auch die Eltern und Lehrer gefragt. Sie mŸssten darauf achten, wie sich die Kinder im Netz bewegten.

Der Referent für Medienpädagogik im Sächsischen Staatsministerium für Kultus und Sport, Thomas Müller, betonte, im Freistaat gebe es kein Fach Medienkunde wie in Thüringen. In Sachsen werde stattdessen eine fächerübergreifende Strategie gefahren. Mit Hilfe vieler außerschulischer Partner könnten die Lehrer in eine starke Position gebracht werden. Oftmals seien an den Schulen vor allem Informatiker für den Bereich Medien zuständig. Wünschenswert wäre, wenn auch Lehrer aus anderen Bereichen hinzukämen. "Ich brauche keinem Schüler mehr zu erklären, wie eine Homepage funktioniert." Das wüssten die Schüler auch so. Auch Harald Geywitz, stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e.V., erklärte, auch seine FSM sei kein glühender Verfechter eines Faches Medienkunde. "Die Nutzung eines sozialen Netzwerkes ist eine neue Kulturtechnik", so Geywitz. Die FSM hole zur Bewertung von Computerspielen möglichst die Meinung vieler Gutachter aus verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen ein. Diese Gutachter arbeiteten zunächst online zusammen. Später gebe es konkrete Treffen. "Die Gutachterkommissionen sind nicht durch Wirtschaftsvertreter durchsetzt."

Wissen sei ein entscheidender Bereich der Medienkompetenz, betonte Prof. Schorb. So müssten die Nutzer über Facebook wissen, dass dahinter ein "Jüngling" stehe, der mit den Daten der Nutzer "Geld scheffle". Es handle sich primär eben nicht um ein "technisches Wissen". Das Wissen alleine bringe aber nichts, so Schorb. Entscheidend sei, dass man eine Ethik habe. "Kinder haben ein Gerechtigkeitsgefühl." Wenn man eine Moral habe, die die Tötung eines Menschen mit Freude bewerte, sei das zu hinterfragen. Zudem müsse man wissen, wo man das Wissen finde. Zum Thema Datenschutz erklärte Schorb: "Die Existenz des Datenschutzes ist die Voraussetzung dafür, dass Google und Apple mit unseren Daten Geschäfte machen." Das sei paradox. Gebe es keinen Schutz der Daten, könne mit ihnen auch nicht gehandelt werden. Wenn man heute versuche, an die Daten von einzelnen Personen zu kommen, müsse man dafür kräftig zahlen. Verena Weigand wies darauf hin, dass sich Jugendliche nicht bewusst seien, dass ihr "Geplapper" im Netz zu Daten werde. Und diese Daten blieben eben auch in der Zukunft abrufbar.

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